Mittelosteuropa

Nur wenige DDR-Experten haben sich neben Ostdeutschland auch mit anderen sozialistischen Staaten befasst. Hier finden Sie Texte von Dr. Hubertus Knabe zur Lage in Mittelosteuropa, insbesondere in Ungarn.


Sozialismus am Scheideweg – Modernisierungserfordernisse und politische Reformen in der DDR und Osteuropa

In den 1980-er Jahren entwickelten sich die sozialistischen Staaten in wachsendem Maße auseinander: In Ungarn bezeichnete der damalige Ministerpräsident Miklós Németh den Parteistaat als „Bremse der Modernisierung“. In der Sowjetunion propagierte Michail Gorbatschow „Glasnost“ und „Perestroika“. In der DDR wischte Chefideologe Kurt Hager die Forderung nach Reformen mit dem Satz vom Tisch: „Würden Sie, wenn Ihr Nachbar seine Wohnung neu tapeziert, sich verpflichtet fühlen, Ihre Wohnung ebenfalls neu zu tapezieren?“ Der Aufsatz analysiert den unterschiedlichen Umgang mit dem wachsenden Modernisierungsrückstand der sozialistischen Staaten am Beispiel der DDR, der Tschechoslowakei und Ungarns.

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Umweltproteste in Ungarn – Innen- und außenpolitische Implikationen

In der zweiten Hälfte der 1980-er Jahre kam es in der Volksrepublik Ungarn zu wachsender Kritik an den gravierenden Umweltproblemen des Landes. Innerhalb und außerhalb des zugelassenen politischen Rahmens entwickelten sich verschiedene Formen des Umweltprotestes, die als ein Vorläufer der unabhängigen gesellschaftlichen Bewegungen betrachtet werden können, die bald darauf zu einem Ende der sozialistischen Diktatur führten. Der Beitrag untersucht diese Umweltproteste anhand von vier exemplarischen Fallstudien zu Streitfällen der ungarischen Umweltpolitik: ein Steinbruch in Szársomlyó, eine Sondermüllverbrennungsanlage in Dorog, der Müllimport nach Mosonmagyaróvár und das geplante Staustufensystem an der Donau.

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Glasnost für die Umwelt – Zur Lage des Umweltschutzes in Ungarn

Bedrohte Trinkwasserreserven, Grenzwertüberschreitungen bei der Luftverunreinigung und Probleme bei der Sondermüllentsorgung haben in den 1980-er Jahren in der Volksrepublik Ungarn zu einem verstärkten Umweltengagement geführt. Als Reaktion auf schwache Umweltschutzbehörden und ein zahnloses Umweltschutzgesetz sind dabei auch Bürgerinitiativen entstanden, die im Sozialismus allerdings nur in engen Grenzen agieren durften. Erst im Zuge der Liberalisierung des politischen Systems durch Reformkräfte innerhalb der Ungarischen Sozialistischen Arbeiterpartei weiteten sich die Spielräume. Höhepunkt dieser Entwicklung war der Beschluss der ungarischen Regierung, für das umstrittene Staustufensystem an der Donau einen Baustopp zu verhängen.

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Umweltschutz in Ungarn – eine Bestandsaufnahme

Umweltprobleme konnten im real existierenden Sozialismus nicht offen debattiert werden. Das galt auch für die Volksrepublik Ungarn. Umweltschützer durften sich nur innerhalb enger Grenzen für Verbesserungen einsetzen. So durften sie sich weder zu Vereinen zusammenschließen noch vor Gericht ziehen. Auch der offizielle Landesumweltrat und das 1987 gebildete Umweltministerium waren weitgehend einflusslos. Die Studie analysiert die rechtlichen und institutionellen Grundlagen des Umweltschutzes in Ungarn, die Maßnahmen der Regierung und die begrenzten Formen des Umweltengagement in der sozialistischen Diktatur.

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Umweltprobleme und ökologisches Bewusstsein in Ungarn

Umweltproblemen kam Ende der 1980-er Jahre in Ungarn eine wachsende Bedeutung zu. Im Vergleich zu den übrigen sozialistischen Staaten hatte die kommunistische Führung in Budapest damals bereits Abstriche am sowjetischen Modell der zentralen Planwirtschaft vorgenommen. Der Aufsatz untersucht, ob Ungarn dadurch beim Umgang mit der Umweltverschmutzung Entwicklungen vorwegnahm, die später auch für andere Staaten relevant wurden.

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Eine Revolution in Anführungszeichen? Zur neueren Rezeption des Volksaufstandes in Ungarn 1956

Der Volksaufstand in Ungarn 1956 wurde nach seiner Niederschlagung von der Parteiführung unter János Kádár jahrzehntelang als Konterrevolution geschmäht. Doch auch die meisten Ungarn wollten in den 1980-er Jahren nicht mehr an die blutige Niederlage erinnert werden. Zum 30. Jahrestag der Ereignisse erschienen gleichwohl zahlreiche Bücher, Zeitungsartikel und Fernsehberichte. Die Partei wollte die Erinnerung nicht den Dissidenten überlassen, die im Untergrund diverse Publikationen herausgebracht hatten. Eine Erklärung zum Aufstandsjubiläum, die unter anderem von György Konrád, Václav Havel und Adam Michnik unterzeichnet worden war, machte sogar weltweit Schlagzeilen. Der Text beschreibt die Wiederentdeckung eines Ereignisses in Ungarn, die wenige Jahre später zu einem wichtigen Motor für den Übergang zur Demokratie werden sollte.

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Der Kadarismus und seine Auswirkungen auf das politisch-soziale System in Ungarn

Langezeit galt Ungarn als „lustigste Baracke“ im sowjetischen Lager. Die Phase relativer Liberalität im Rahmen einer sozialistischen Diktatur war eng mit dem Namen des langjährigen kommunistischen Parteichefs János Kádár verbunden. Seine Macht fußte auf der gewaltsamen Niederschlagung des ungarischen Volksaufstandes 1956 und einer anschließenden Periode brutaler Unterdrückung. Die dadurch ausgelöste Lähmung der ungarischen Gesellschaft gab ihm später die Möglichkeit, mehr wirtschaftliche und politische Freiheiten zuzulassen. Der Beitrag untersucht das politisch-soziale System der 1980-er Jahre in Ungarn und stellt es in den Kontext der Reformbestrebungen in der damaligen Sowjetunion.

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Der schwierige Kulturdialog in Europa – Anmerkungen zum KSZE-Kulturforum in Budapest

Am 3. Juli 1973 fand die erste Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) statt. In der Folge fanden nicht nur hochrangige Folgekonferenzen statt, sondern auch kleinere Foren zu Wissenschaft, Kultur oder Menschenrechten. Ein solches KSZE-Kulturforum tagte vom 15. Oktober bis 25. November 1985 in Budapest. Zu den rund 1000 Delegierten zählten zahlreiche prominente Künstler und Schriftsteller wie Pina Bausch, Günter Grass, Rolf Hochhuth, Reiner Kunze, Willi Sitte, Hermann Kant oder Stephan Hermlin. Während die östlichen Delegationen in erster Linie als Sprachrohr ihrer Regierungen auftraten und die Verantwortung des Künstlers für den Frieden betonten, setzten sich die westlichen Vertreter vor allem für die Freiheit der Kunst ein. Der Beitrag skizziert die Konflikte während des Forums, die nicht nur zwischen Ost und West ausgetragen wurden, sondern auch zwischen den verbündeten Staaten Ungarn und Rumänien.  

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„Wie Schafe unter Wölfen“. Unabhängige Friedensinitiativen in Ungarn

Im Windschatten der westlichen Friedensbewegung formierten sich Anfang der 1980-er Jahre auch in Ungarn vom Staat unabhängige Friedensgruppen. Der Schriftsteller György Konrád hatte 1981 gefordert, dass gerade die kleineren Staaten wie Ungarn mit wirksamen Abrüstungsschritten vorangehen müssten. Deshalb brauche Ungarn eine unabhängige Friedensbewegung, die auch gegenüber der eigenen Regierung kritisch auftrete. In der Folgezeit gründeten Schüler, Studenten und Künstler verschiedene Initiativen, die sich 1982 in den „Friedensgruppen für den Dialog“ zusammenschlossen. Der Beitrag von Dr. Hubertus Knabe, der aus Sicherheitsgründen unter dem Pseudonym Klaus Ehring erschien, gibt einen Einblick in die damalige Friedensdiskussion in Ungarn. Im Anhang finden sich verschiedene Schlüsseldokumente.

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