Lange Zeit war unklar, was hinter den Kulissen ablief, als die sowjetische Führung 1953 den bis dahin größten Militäreinsatz in der europäischen Nachkriegsgeschichte anordnete. Rund eine Million Menschen protestierten am 17. Juni 1953 in der DDR gegen das kommunistische SED-Regime. Weil die schlecht ausgerüstete ostdeutsche Polizei dem Aufruhr hilflos gegenüber stand, entschied die Kreml-Führung, ihn mit Panzern im wahrsten Sinne des Wortes niederzuwalzen.

Heute, 70 Jahre später, lassen sich die Abläufe, die zu dem Einsatz führten, ziemlich genau rekonstruieren. Die wichtigsten Dokumente wurden veröffentlicht, Beteiligte wie der dem damalige sowjetische Hochkommissar und spätere Botschafter in der Bundesrepublik, Wladimir Semjonow, haben ihre Erinnerungen publiziert. Deutlich wird bei der Lektüre vor allem eins: Der Kreml kannte schon damals kein Pardon, wenn sich ein Land aus seiner Umklammerung lösen wollte.