An dieser Stelle finden Sie ausgewählte Artikel von Dr. Hubertus Knabe von Januar 1990 bis Dezember 1999. Die Texte sind rücklaufend chronologisch angeordnet. Sofern sie online zugänglich sind, klicken Sie bitte auf den jeweiligen Link. Sie werden dann automatisch weitergeleitet. Andernfalls klicken Sie bitte auf den Link zum Download.
Wenn aus Decknamen Klarnamen werden
Ein Mitarbeiter der Stasi-Akten-Behörde hat Datenbanken des DDR-Spionagedienstes HVA entschlüsselt. In dem System der Informationsrecherche (SIRA) hat der Staatssicherheitsdienst in den 1970ern und 1980er Jahren unter anderem westliche Agentenberichte registriert. Jetzt sollen die Daten auch Forschung und Medien zugänglich gemacht werden. Welche Erkenntnisse sind davon zu erwarten? Eine Analyse für die Süddeutsche Zeitung.
22.11.1999. Fast wäre die Spurenverwischung perfekt gewesen: Am 19. Juni 1990 übergab der letzte Auflöser der Stasi-Hauptverwaltung A (HVA) seinen Abschlussbericht; mit dürren Worten informierte er, dass das gigantische Archiv der DDR-Spionage bis auf einen kleinen Rest vernichtet wurde. Seitdem rätseln Staatsanwälte, Journalisten und Historiker über das Agentennetz des Markus Wolf. Weiterlesen
Stasi? Immer dabei
Die DDR-Staatssicherheit wird gemeinhin als ostdeutsches Problem betrachtet. Aber die Stasi operierte auch in Westdeutschland – sogar bei den Grünen. In dem Buch „Die unterwanderte Republik“ wird die Politik der DDR-ergebenen Kräfte in der Ökopartei enthüllt. Eine Rekonstruktion in der Berliner tageszeitung.
16.10.1999. Am 12. Mai 1983 reiste die grüne Bundestagsabgeordnete Petra Kelly nach Ostberlin, um dort ein Plakat zu entrollen. Stasi-Mitarbeiter beendeten die Aktion nach wenigen Minuten. Kelly und ihre vier Mitstreiter wurden festgenommen – und wenig später höflich-entschuldigend wieder freigelassen. Die Stasi hatte realisiert, dass sie die prominenteste Gegnerin der Nato-Nachrüstung in Gewahrsam genommen hatte. Weiterlesen
Streit wurde gezielt geschürt
Die westdeutschen Parteien im Visier des DDR-Staatssicherheitsdienstes. Ein Überblick über Stasi-Operationen in der Bundesrepublik für die Frankfurter Allgemeine Zeitung.
30.09.1999. Zehn Jahre nach seinem Ende bewegt der Staatssicherheitsdienst der DDR immer noch die Gemüter. Gefragt wird vor allem, welche Rolle das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) in der westdeutschen Gesellschaft gespielt hat. Wie weit reichte der lange Arm der Stasi in den Westen? Welchen Einfluss nahm die SED über Agenten auf die politische Entwicklung in der Bundesrepublik? Weiterlesen
Die Gnade der westdeutschen Geburt
Die Stasi-Vergangenheit in der Bundesrepublik muss aufgearbeitet werden. Ein Zwischenruf in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zur Schieflage bei der deutsch-deutschen Vergangenheitsbewältigung.
15.12.1998. Auf eine ungeahnte Weise war die Stasi ihrer Zeit weit voraus: Ginge es nach der zentralen Personenkartei des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), hat es den Kanzler der Bundesrepublik mit der längsten Dienstzeit nie gegeben. Wie die meisten Bonner Politiker ist Helmut Kohl in der sechs Millionen Menschen umfassenden F-16-Kartei nicht „erfasst“, weil die Karteikarten und die dazugehörigen Unterlagen 1990 beseitigt wurden. Weiterlesen
Erst Gotteslästerung, dann Untergang
Heute vor zehn Jahren leitete die SED mit der „Luxemburg-Affäre“ ihren eigenen Untergang ein. Nach der Verhaftung bekannter Oppositioneller wurde die DDR-Bürgerbewegung endgültig zur einflussreichen Kraft. Eine Erinnerung in der Berliner tageszeitung.
17.01.1998. Für die SED war es „wie eine Gotteslästerung“. Am 17. Januar 1988 hatten Ausreiseantragsteller, zusammen mit einer Handvoll Berliner Oppositioneller, den Plan gefaßt, mit eigenen Transparenten an der jährlichen „Kampfdemonstration“ für die ermordete Kommunistin Rosa Luxemburg teilzunehmen. „Keine Kirche“, so der PEN-Vorsitzende der DDR, Heinz Kamnitzer, im Neuen Deutschland, „würde das hinnehmen, wenn man eine Prozession zur Erinnerung an einen katholischen Kardinal oder protestantischen Bischof entwürdigt.“ Weiterlesen
Die Stasi war immer mit dabei
Muß die Geschichte der alten Bundesrepublik neu geschrieben werden? Eine Analyse der Westarbeit des DDR-Staatssicherheitsdienstes in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
08.12.1997. Historiker wissen seit einigen Jahren, dass die Geschichte des Zweiten Weltkrieges anders verlaufen wäre, wenn die Geheimdienste der Alliierten nicht die Funksprüche der Deutschen und Japaner entschlüsseln und die eigenen militärischen Operationen darauf ausrichten hätten können. Die Bedeutung der Funkaufklärung war derart gravierend, dass man seit ihrer „Entdeckung“ davon spricht, große Teile der Kriegsgeschichte seien umzuschreiben. Weiterlesen
Stille Verkehrung der Fronten
Sind die ehemaligen Bürgerrechtler zu sehr auf die Vergangenheit fixiert? Ein Essay über die Stasi, die DDR und die Aufgabe der Aufarbeitung in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
28.03.1996. Den ehemaligen Bürgerrechtlern aus der DDR wird immer häufiger der Vorwurf gemacht, sie seien in unverständlicher Weise auf die Vergangenheit fixiert und torpedierten „das von einer übergroßen Mehrheit im Deutschen Bundestag getragene Ziel der Aussöhnung“ (Egon Bahr). Der – je nach politischer Interessenlage – in unterschiedlicher Schärfe formulierte Überdruß an ihrem Beharren auf einer rückhaltlosen Aufarbeitung der DDR-Diktatur hat sich in allen Parteien, Medien und gesellschaftlichen Organisationen ausgebreitet, während die Schar der Unterstützer jener Aufarbeitung zusammenschmilzt. Weiterlesen
Die geheimen Lager des Staatssicherheitsdienstes
Wie die SED im „Ernstfall“ ihre Gegner ausschalten wollte. Eine Spurensuche in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
21.01.1993. Zu den Themen, die nach dem Zusammenbruch der SED-Herrschaft die Öffentlichkeit erschüttert haben, gehört die geplante Errichtung von Gefangenenlagern für Bürger, die als innenpolitisches Sicherheitsrisiko galten und deshalb in Spannungsperioden isoliert werden sollten. Hinweise auf derartige Planungen sind seit der Wende in verschiedenen Orten der ehemaligen DDR gefunden worden. Weiterlesen
„500 Zettel, selbstklebend“
Akteneinsicht eines Westdeutschen oder: Wie grenzenlos die Stasi spannte und spitzelte. Ein Erfahrungsbericht in der Berliner tageszeitung.
13.08.1992. In der DDR habe ich nie gelebt. Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) hat mich gleichwohl seit meinem 19. Lebensjahr „operativ bearbeitet“. Im Juni 1979 erfaßte mich die für die Kirchen zuständige Hauptabteilung HA XX/4 erstmals in einem „Operativ-Vorgang“ (OV) als Feindperson. Weiterlesen
Langes Schweigen nach 1.000 Gesprächen
Stolpes späte Flucht in die Öffentlichkeit – ein Gastkommentar in der Berliner tageszeitung.
20.01.1992. Als Gerücht kursierte es schon seit Monaten: Manfred Stolpe sei Informant des Staatssicherheitsdienstes gewesen. Nun ist er selber mit dem Eingeständnis an die Öffentlichkeit getreten, er habe sich in konspirativen Wohnungen mit Offizieren des MfS getroffen. Weiterlesen
Versöhnungsideologie
Die ostdeutschen Kirchen wollen sich der Stasi-Krake nicht stellen. Eine Analyse in der Berliner tageszeitung.
22.11.1991. Seit dem Sturm der Stasi-Archive im Dezember 1989 ist in ostdeutschen Kirchen bekannt, in welch erschreckendem Maße sie von MfS- Agenten in den eigenen Reihen bespitzelt und gesteuert wurden. Gleichwohl haben sie die Chance verstreichen lassen, wie man die eigenen Verstrickungen aufarbeiten und dabei trotzdem menschlich miteinander umgehen kann. Weiterlesen
Trauerarbeit
Das Stasi-Unterlagen-Gesetz ist in der Welt ohne Beispiel. Eine Gastkommentar in der Berliner tageszeitung.
13.11.1991. Unfähig zu trauern seien die Deutschen, konstatierten vor mehr als zwanzig Jahren die Psychoanalytiker Alexander und Margarete Mitscherlich in ihrer berühmten Untersuchung über die Verdrängung und Beschönigung des Nationalsozialismus. Mit der für Donnerstag vorgesehenen Verabschiedung des Stasi-Unterlagen- Gesetzes (StUG) stellt der Deutsche Bundestag unter Beweis, daß dieses vernichtende Urteil so nicht mehr gilt. Weiterlesen
Die Spitzel im Talar bleiben im Verborgenen
Kirchen fürchten Aufarbeitung der Stasi-Verstrickung / Die Überprüfung von MitarbeiterInnen auf eine frühere Stasi-Tätigkeit kommt nicht voran / Initiativgruppe fordert die Entlassung von ehemaligen Informanten des MfS. Ein Zwischenbericht in der Berliner tageszeitung.
02.11.1991. „Dieser Beschluß wird wie ein Bumerang auf die Kirche zurückschlagen.“ Mit diesen Worten reagierte der Ostberliner Pfarrer Rudi Pahnke am Mittwochabend in der Gethsemanekirche auf den Beschluß seiner Landeskirche, ihre Mitabeiter nicht auf eine frühere Stasi-Tätigkeit zu überprüfen. Weiterlesen
Die Staatskünstler
Die Literatur, die Staatssicherheit und die Rolle der Schriftstellerverbände in Deutschland. Ein Essay aus den Anfängen der Aufarbeitung in der Berliner tageszeitung.
24.05.1991. Der Vorfall liegt einige Wochen zurück. Ich war zufällig in eine Veranstaltung geraten, auf der der bis vor anderthalb Jahren in der DDR für Zensur zuständige stellvertretende Kulturminister Klaus Höpcke mit prominenten Autoren in seinem ehemaligen Amtsgebäude in der Clara-Zetkin-Straße diskutierte. Das Gespräch erinnerte freilich eher an eine Plauderei im Familienkreis, bei der niemand dem anderen wirklich weh tun will. Weiterlesen
Das schwere Erbe des Stalinismus
Zum zweiten Mal stehen die Deutschen hilflos vor ihrer schrecklichen Vergangenheit / Der stalinistische Terror schlug grausame Wunden / Es wird lange dauern, bis die Geschichtslegenden der SED aufgearbeitet worden sind / Viele Verfolgte werden nicht rehabilitiert. Ein Situationsbericht in der Berliner tageszeitung.
10.04.1990. Es liegt gerade ein gutes Jahr zurück, daß der Schriftsteller Stephan Hermlin die deutschen Kommunisten energisch vor einem schweren Vorwurf in Schutz nahm: Als einziger Staat unter allen Volksdemokratien habe sich die DDR den Anweisungen des sowjetischen Geheimdienstchefs Berija widersetzt; als dieser wie in Budapest und Prag auch in Berlin nach Köpfen verlangte, habe Ulbricht mutig geantwortet: „Fahren Sie nach Hause.“ Weiterlesen