2000 bis 2009

An dieser Stelle finden Sie ausgewählte Artikel von Dr. Hubertus Knabe von Januar 2000 bis Dezember 2009. Die Texte sind rücklaufend chronologisch angeordnet. Sofern sie online zugänglich sind, klicken Sie bitte auf den jeweiligen Link. Sie werden dann automatisch weitergeleitet. Andernfalls klicken Sie bitte auf den Link zum Download.


„Ein sehr bedauerlicher Unglücksfall“

Ein Stasi-Informant als Ordnungshüter – Polizisten sichern den Besuch des iranischen Schahs in West-Berlin 1967 (Foto: Stiftung Haus der Geschichte, CC BY-SA 2.0)

Die Erschießung Benno Ohnesorgs durch einen West-Berliner Polizisten radikalisierte die westdeutsche Studentenbewegung. Jahrzehnte später kam heraus, dass der Schütze SED-Mitglied und Stasi-Informant war. Der Fall lenkt die Aufmerksamkeit auf Versuche der DDR-Staatssicherheit, die Studentenbewegung durch Einflussagenten zu unterwandern. Eine Analyse in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

24.06.2009. Beim DDR-Staatssicherheitsdienst schlug die Nachricht wie eine Bombe ein: „Material sofort vernichten. Vorerst Arbeit einstellen“, funkte es an seinen West-Berliner Agenten Karl-Heinz Kurras, der am Abend des 2. Juni 1967 den 26-jährigen Studenten Benno Ohnesorg nach einer Demonstration gegen den Besuch des Schahs von Persien erschossen hatte. „Betrachten Ereignis als sehr bedauerlichen Unglücksfall“. Weiterlesen


Kurras-Akten: West-Berliner Polizei gezielt unterwandert

Karl-Heinz Kurras war nicht der einzige West-Berliner Polizist, der für den DDR-Staatssicherheitsdienst arbeitete. Der Historiker Hubertus Knabe beschreibt in der Berliner Morgenpost, wie die Sicherheitskräfte im Westteil Berlins infiltriert wurden.

03.06.2009. Durch einen Aktenfund konnte nachgewiesen werden, dass der West-Berliner Polizist Karl-Heinz Kurras, der am 2. Juni 1967 den Studenten Benno Ohnesorg erschossen hatte, ein Stasi-Agent war. Die DDR-Geheimpolizei nahm aber nicht nur mittels ihrer Spione Einfluss auf die West-Berliner Polizei. Sie versuchte auch, mit gezielter Desinformation unter den Beamten eine politische Stimmung pro DDR zu erzeugen. Weiterlesen


Linkspartei: Honeckers Millionen für ein Trojanisches Pferd

Vorposten der SED in der Bundesrepublik – Plakat der Deutschen Friedensunion 1976 (Ausschnitt)

Mit den Stimmen der Linkspartei will sich Andrea Ypsilanti zur hessischen Ministerpräsidentin wählen lassen. Deren Fraktionsvorsitzender Willi van Ooyen schweigt beharrlich zu seiner früheren Arbeit für einen Vorposten der SED in der Bundesrepublik. Eine Gedächtnishilfe in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

09.10.2008. Wenn die hessische SPD-Vorsitzende Andrea Ypsilanti sich demnächst zur Ministerpräsidentin wählen lassen will, dann braucht sie dazu einen Abgeordneten, der sehr viel längere politische Erfahrung hat als sie selbst. Als sie 1976 in Rüsselsheim das Abitur ablegte, war der heutige Fraktionschef der Linken Willi van Ooyen bereits beruflich in der Politik aktiv. Weiterlesen


Im Land der Richter und Henker

Wie die SED-Diktatur in Deutschland salonfähig gemacht wird. Ein Gastkommentar im Berliner Tagesspiegel

29.03.2007. Momentaufnahmen aus Berlin: Weil junge Polizeischüler im Unterricht sagten, sie wollten nicht dauernd an den Holocaust erinnert werden, kündigte Berlins Innensenator Erhart Körting (SPD) deren mögliche Entlassung an. Als im Abgeordnetenhaus über die öffentliche DDR-Verherrlichung durch ehemaliger Stasi-Offiziere diskutiert wurde, erklärte Körting: „Die brauchen eher den Altenpfleger als den Verfassungsschützer.“ Weiterlesen


Straßennamen: Wie die DDR in der Provinz weiterlebt

KPD-Funktionär Erich Weinert und DDR-Kulturminister Johannes R. Becher – Straßenschilder in Potsdam 2019

In Ostdeutschland haben Tausende kommunistische Straßennamen die Wiedervereinigung überdauert. An den Widerstand wird kaum erinnert – ein Skandal, findet Hubertus Knabe, der langjährige Direktor der Stasiopfer-Gedenkstätte in Berlin-Hohenschönhausen, auf Spiegelonline.

03.10.2006. Wer in Ostdeutschland zu einer Landpartie aufbricht, könnte leicht auf die Idee kommen, die SED sei dort immer noch an der Macht: Ernst-Thälmann-Straße, Rosa-Luxemburg-Straße, Straße der Einheit, Straße der Freundschaft – so heißen fast in jedem Dorf die wichtigsten Straßen. Sie haben nicht nur die friedliche Revolution im Herbst 1989 überdauert, sondern auch Wiedervereinigung und 16 Jahre Demokratie. Weiterlesen


Fußball: Schwarz, rot, gut

Die Medien quälen das Land mit immer neuen Untergangsszenarien: vom Atomkrieg, wie er Anfang der 80er Jahre prognostiziert wurde, über den baldigen Tod der Bäume durch das Waldsterben bis zur weltweiten Klimakatastrophe und zur unvermeidlichen Vergreisung der Deutschen. Warum werden die Erfolge, die Deutschland zweifellos vorzuweisen hat, so selten gefeiert? Ein Kommentar im Berliner Tagesspiegel – hier unter dem ursprünglichen Titel.

27.06.2006. Das soll meine Tochter sein? Seit Tagen läuft sie mit einem schwarz-rot-goldenen T-Shirt herum, nimmt auf dem Schulweg eine Deutschlandfahne in die Hand und verdeckt ihre blonden Haare mit einer national gefärbten Irokesenperücke. Was ist los mit diesem Land? Weiterlesen


Die Stasi ist nicht tot

„Sie stellen sich als Opfer dar und deklarieren uns zu Tätern“ – Schreibtisch des früheren Stasi-Ministers Erich Mielke

Viele Zeitgenossen möchten die Geschichte der SED-Diktatur gern hinter Museumsmauern sperren. Sie suchen nach Entlastung, weil sie sich selbst der kommunistischen Diktatur nicht entgegengestellt haben. Ein Gastkommentar in der Tageszeitung Die Welt über die Diffamierung des Gedenkens.

18.05.2006. Der Tag sitzt vielen Verfolgten noch heute in den Knochen: Am 14. März erschienen bei einer Veranstaltung in Berlin-Hohenschönhausen über 200 ehemalige Stasi-Offiziere und empörten sich über die nahe gelegene Gedenkstätte. Der langjährige Gefängnischef schimpfte über die Museumsführer, die größtenteils früher selbst bei ihm in Haft gewesen waren: „Sie stellen sich als Opfer dar und deklarieren uns zu Tätern.“ Weiterlesen


Expertenkommission: Das Aufarbeitungskombinat

DDR-Alltag oder Gefängniserfahrungen – Sozialistischer Wandfries am Bundesfinanzministerium in Berlin

Eine Expertenkommission sollte für Ex-Kulturstaatsministerin Christina Weiß (SPD) einen Plan zur Neuordnung der DDR-Aufarbeitung erarbeiten. Heraus kam der Versuch, die Erinnerung an die SED-Diktatur in einem Geschichtsverbund unter staatliche Kontrolle zu nehmen. Hubertus Knabe in der Zeitung Die Welt über merkwürdige Vorschläge zur Neuorganisation des DDR-Gedenkens.

08.05.2006. Am Anfang stand eine Indiskretion: Als die frühere Kulturstaatsministerin Christina Weiss im Herbst 2004 Überlegungen in Auftrag gab, die Erinnerungsstätten zur DDR-Geschichte neu zu ordnen, fanden sich diese plötzlich in der Presse wieder. Weiterlesen


Keine Rede von den Opfern

Mit einem neuen Internet-Auftritt erinnert der Berliner Senat an die Mauer. Der Historiker Hubertus Knabe hat für den Tagesspiegel die Seite getestet. 

11.04.2006. Was ist der Unterschied zwischen einem Märchen und dem Sozialismus? Ein Märchen fängt an mit „Es war einmal“ – der Sozialismus mit „Es wird einmal“. Weiterlesen


Mitleid mit den Opfern

Rückkehr des Diktators – Aufstellung eines Duplikats der Ost-Berliner Stalin-Statue durch die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen 2018

Die lettische Präsidentin Vaira Vike-Freiberga erinnerte 2005 daran erinnert, dass Stalin kein Befreier war – auch wenn er den Nationalsozialismus besiegen half. Die Deutschen hingegen müssen erst noch lernen, dass, wer von den Verbrechen Hitlers spricht, über die Untaten Stalins nicht schweigen kann. Ein Kommentar im Berliner Tagesspiegel.

17.05.2005. War Stalin ein Befreier? Nicht nur in Berlin, sondern europaweit hat diese Frage zu heftigen Debatten geführt. Während der russische Präsident Wladimir Putin den 60. Jahrestag des Kriegsendes mit einer Militärparade im Sowjetstil feiern ließ, machten die baltischen Staaten deutlich, dass der 8. Mai 1945 für sie nur den Beginn einer neuen Unfreiheit markierte. Weiterlesen


Tag der Befreiung?

Vor zwanzig Jahren sprach Bundespräsident Richard von Weizsäcker vom 8. Mai 1945 als einem „Tag der Befreiung“ von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Doch in Ostdeutschland folgte auf den Nationalsozialismus ein neues Unterdrückerregime. Eine Erinnerung in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

10.05.2005. Das Ende der einen Diktatur war der Beginn der nächsten: In der Nacht vom 8. zum 9. Mai 1945 unterzeichneten die Oberkommandierenden der deutschen Truppen ihre bedingungslose Kapitulation – und besiegelten damit das Ende des Zweiten Weltkrieges und des mörderischen Nazi-Regimes. Doch zur selben Zeit durchkämmten sowjetische Geheimpolizisten bereits systematisch die eroberten Gebiete und installierten einen neuen Terrorapparat. Weiterlesen


ARD: Mielkes langer Schatten

Mehr Stasi-Informanten in den eigenen Reihen als gedacht – Hauptstadtstudio der ARD in Berlin-Mitte

Die Stasi führte in den westdeutschen Medien mehr Agenten, als bisher bekannt ist. Jetzt zeigt sich die ARD mit einer neuen Studie als Vorreiterin der Aufklärung. Ihre eigenen Mitarbeiter überprüft sie nicht. Eine Analyse in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

19.07.2004. Für nichts interessieren sich die Medien so sehr wie für sich selbst. Wenn die ARD am Montag in Berlin zu einer Pressekonferenz lädt, um eine neue Studie über Stasi-Aktivitäten in den Rundfunkanstalten vorzustellen, dürfte der Saal voll sein. Wer weiß, denkt sich mancher, wer wohl alles bei Stasi-Chef Erich Mielke unter Vertrag stand. Weiterlesen


Meinungsfreiheit: Vom Recht auf Unrecht

Als Mittel gegen Terroristen sind auch Folter oder die Androhung von Folter für legitim – erklärte der Historiker Michael Wolffsohn in der Fernsehsendung „Maischberger“. Führende Politiker forderten daraufhin personelle Konsequenzen für den Professor an der Bundeswehrhochschule. Doch was nutzt der schönste Rechtsstaat, wenn man im Fernsehen nicht mehr einen unrichtigen Gedanken äußern darf? Ein Plädoyer im Berliner Tagesspiegel gegen die Folter – und für die Meinungsfreiheit.

17.05.2004. Wo, wenn nicht hier, kann man erfahren, wie es ist, wenn Gefangene gefoltert werden: Im Stasi-Gefängnis Berlin-Hohenschönhausen sind die fensterlosen Kellerzellen noch erhalten, in denen der sowjetische Geheimdienst seine Häftlinge einst lebendig begrub. Frühere Insassen berichten den Besuchern, wie sie stundenlang stehen mussten, bis sie zusammenbrachen. Das Schlimmste war der Schlafentzug, der dazu führte, dass man irgendwann alles unterschrieb – nur um endlich schlafen zu dürfen. Weiterlesen


Der Fall Biermann

Erst Auftrittsverbot, dann Ausbürgerung – Der Liedermacher Wolf Biermann bei einem Konzert in Leipzig im Dezember 1989 (Foto: Bundesarchiv, Bild 183-1989-1201-046 / Waltraud Grubitzsch (geb. Raphael) / CC-BY-SA 3.0)

Der Schriftsteller Günter Wallraff will 1976 mit der DDR gebrochen haben. Doch die Akten sagen etwas anderes. Eine Analyse im Berliner Tagesspiegel.

09.09.2003. Während die Stasi-Unterlagen Günter Wallraff für die Jahre 1968 bis 1971 stark belasten, ist das Material für die Zeit danach wegen der Vernichtung seines IM-Vorgangs außerordentlich dürftig. Zwar schrieb der für ihn zuständige Führungsoffizier Heinz Dornberger am 25. November 1976, dass die Zusammenarbeit nach der Verhaftung seines „Instrukteurs“ im Dezember 1971 eingestellt worden sei. Doch bleibt erklärungsbedürftig, warum der IM-Vorgang bis zum Ende der DDR weitergeführt wurde. Weiterlesen


Im Stasi-Knast

Der Berliner Tagesspiegel hat prominenten Autoren die Frage gestellt: „Wo ist Gott?“. Der Historiker Hubertus Knabe hat im ehemaligen Stasi-Gefängnis Ausschau gehalten.

20.07.2003. Unwillig schiebt sich das schwere Eisentor zur Seite. Dahinter versperrt ein zweites Gitter den Weg. Hier, in der Schleuse des Stasi-Gefängnisses Berlin-Hohenschönhausen, machten die Gefangenentransporter zum ersten Mal Halt, wenn der Staatssicherheitsdienst der DDR Menschen in Haft nahm. Weiterlesen


Der Aufstand braucht ein Gesicht

Namenlose Opfer – Gedenktafel am 1953 gestürmten Gericht in Görlitz (Foto: Frank Vincentz, CC BY-SA 3.0)

Große historische Ereignisse sind immer mit Namen verbunden. Doch kaum jemand kennt einen Anführer des Volksaufstandes am 17. Juni 1953. Ein Appell für mehr Aufklärung über die SED-Diktatur in der Berliner Morgenpost.

17.06.2003. Die Stadtverordneten des ostdeutschen Städtchens Strausberg tun sich schwer mit der Erinnerung an den Volksaufstand vom 17. Juni. Sie weigern sich, die Namen der vor 50 Jahren verhafteten Streikführer des Orts auf einem Gedenkstein anzubringen. Der heute 80-jährige Streikleiter Heinz Grünhagen, der vier Jahre im Gefängnis saß, wünscht es sich so – und er hat Recht damit. Weiterlesen


Stasi: Mielkes Mission

Karabiner und Panzerspähwagen für die Volkspolizei, Kampfgruppen in die Betriebe und FDJ’ler zur Stasi: Wie die Sicherheitskräfte der DDR nach dem 17. Juni 1953 aufgerüstet wurden. Ein Beitrag im Berliner Tagesspiegel.

15.06.2003. Für Stunden hatte die SED die Macht bereits verloren: Durch die Straßen der Berliner Innenstadt zogen hunderttausend Menschen und forderten den Rücktritt der Regierung, das Politbüro musste in das sowjetische Hauptquartier nach Karlshorst evakuiert werden. Als Walter Ulbricht am Mittag des 17. Juni im Zentralkomitee anrief, erfuhr er, dass die Demonstranten gerade dabei seien, die Parteizentrale zu erstürmen. Der Generalsekretär wurde bleich und brachte nur noch eins hervor: „Aus“. Weiterlesen


Volksaufstand: Die Intellektuellen und der 17. Juni

Ergebenheitsadresse an Ulbricht – Denkmal des Schriftstellers Bertolt Brecht vor seinem einstigen Theater in Berlin

Bertolt Brecht versicherte der SED im „Neuen Deutschland“ seine Verbundenheit. Paul Dessau dankte der Roten Armee, dass sie durch ihr Durchgreifen dem deutschen Volk die Freiheit gesichert hätte. Fritz Cremer begrüßte es, dass die Sowjets mit unerbittlicher Strenge gegen die faschistischen Rowdys Todesurteile fälle. Die Intellektuellen in der DDR spielten eine Schlüsselrolle beim Versuch, den Volksaufstand in der DDR zu einem „faschistischen Putschversuch“ umzudeuten. Eine Erinnerung in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

13.06.2003. Die Idee wurde im Politbüro geboren: Nachdem am 16. Juni 1953 Tausende Ost-Berliner zum Sitz der DDR-Regierung gezogen waren und die Rücknahme der Normenerhöhung verlangt hatten, behauptete das SED-Zentralorgan „Neues Deutschland“ am Tag darauf, „faschistische Provokateure“ aus dem Westteil der Stadt hätten sie zu den Protesten angestiftet. Weiterlesen


Die deutsche Lubjanka

Ein altes Stasi-Gefängnis als Prüfstein der neuen Berliner Regierung. Geschichte und Gegenwart der zentralen Untersuchungshaftanstalt Berlin-Hohenschönhausen. Ein Zwischenruf in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

20.01.2002. In Ostdeutschland liegt die Vergangenheit auf der Straße. Hinter jeder Wegbiegung lauern die Zeugnisse aus 40 Jahren kommunistischer Diktatur, auch wenn viele Menschen gegenwärtig den Eindruck erwecken, nur ungern an diese Zeit erinnert werden zu wollen. Weiterlesen 


Tod eines Komödianten

Abgeschabt – die Lagerjacke von Heinrich George in der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen

Die letzten Tage des Heinrich George: Wie der Schauspieler in Sowjetlagern litt. Eine Erinnerung in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

23.12.2001. Kalt und dunkel ist es, als der siebenjährige Götz George nach langer, umständlicher Fahrt durch das zerbombte Berlin endlich vor dem Tor des sowjetischen Haftlagers in Berlin-Hohenschönhausen steht. Hier, hinter den unüberwindlichen Absperrungen aus Stacheldraht und hölzernen Wachtürmen, wird sein Vater, der Schauspieler und Intendant Heinrich George, seit einem halben Jahr festgehalten. Es ist der 6. Dezember 1945, sieben Monate nach dem Untergang des glorreichen Dritten Reiches. Weiterlesen


Aktenschließung im Handstreich

Der frühere Bundeskanzler Helmut Kohl hat eine Entscheidung des Berliner Verwaltungsgerichts erwirkt, dass über ihn angelegte Stasi-Unterlagen nicht mehr ohne seine Einwilligung herausgegeben werden dürfen. Das Urteil hat weitreichende Folgen. Ein Gastkommentar für die Tageszeitung Die Welt.

12.07.2001. Als das Berliner Verwaltungsgericht vergangene Woche entschied, dass die Gauck-Behörde keine Akten mehr zu Altbundeskanzler Kohl herausgeben dürfe, waren sich wohl die wenigsten über die Konsequenzen im Klaren: Eine wissenschaftliche Aufarbeitung des 180 Kilometer großen Aktenbestandes ist nach diesem Urteil nicht mehr möglich. Entgegen den Absichten des Gesetzgebers ist das größte Archiv zur DDR-Geschichte von Richter Volker Markworth gleichsam im Handstreich versiegelt worden. Weiterlesen


Staatsfeindin tageszeitung

Feindobjekt des DDR-Staatssicherheitsdienstes – Zentrale der tageszeitung in Berlin (Foto: Molgreen, CC BY-SA 4.0)

Wie das DDR-Ministerium für Staatssicherheit die taz seit 1978 als zentrales Feindobjekt beobachtete und zu infiltrieren suchte. Eine Analyse in der Berliner tageszeitung.

16.05.2001. Die Stasi kannte sie bereits, als es sie noch gar nicht gab: Im Juli 1978 fischte die Zollfahnung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) einen „Prospekt: tageszeitung“ aus dem Postverkehr, aus dem hervorging, dass eine „Initiativgruppe“ im kommenden Jahr eine unabhängige linke Tagezeitung herausbringen wollte. Für den Geheimdienst der SED war dies ein Alarmsignal, weil allein die Kombination der Adjektive „unabhängig“ und „links“ Gefahr verhieß. Weiterlesen


Tief beeindruckt vom anderen Deutschland

Diskreter Charme der DDR – Werke des Berliner Historikers Hubertus Knabe

Selten hat ein Buch schon vor Erscheinen für so viel Aufregung gesorgt wie „Der diskrete Charme der DDR“, das der Historiker Hubertus Knabe nächste Woche veröffentlicht. Ein Vorabdruck in der Zeitung Welt am Sonntag.

13.05.2001. Journalistisch war es ein Tabubruch: Am 1. Dezember 1963, zwei Jahre nach dem Bau der Berliner Mauer, meldete sich ihr oberster Bauherr in einer westdeutschen Publikumsillustrierten zu Wort. Unter der Überschrift „Ulbricht möchte mit Erhard sprechen“ druckte der „Stern“ ein ausführliches Interview ab, in dem der SED-Chef erklären durfte: „Es wäre an der Zeit, dass die Regierung in Bonn den von ihr errichteten Eisernen Vorhang abbaut und den Kalten Krieg gegen die DDR und ihre Bürger einstellt.“ So viel unverfrorene SED-Propaganda hatte bis dahin kein angesehenes Blatt im Westen zu veröffentlichen gewagt. Weiterlesen


Positionen: Genehmigte Wahrheit

Die Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Marianne Birthler, will in einer neuen Richtlinie festschreiben, dass Dokumente des DDR-Staatssicherheitsdienstes nur noch eingeschränkt zugänglich gemacht werden. Ein Zwischenruf im Berliner Tagesspiegel.

28.03.2001. Der größte Feind des Historikers ist der Zeitzeuge, lautet ein Bonmot unter Zeitgeschichtlern. In diesen Tagen zeigt sich, dass er durch einen anderen und weit gefährlicheren abgelöst wurde: den vom Datenschutz beseelten Juristen. Weiterlesen


68er-Bewegung: Wie Ost-Berlin gegen den Springer Verlag mobil machte

Held und Anti-Held – Rudi-Dutschke-Straße am Axel Springer Verlag

Dokumente der DDR-Staatssicherheit zeigen die Arbeitsweise einer Allianz aus Stasi, Studentenbewegung und Teilen der Medien. Hubertus Knabe in der Zeitung Die Welt über die Rolle der Stasi in der Anti-Springer-Kampagne.

23.03.2001. Es waren Szenen, die die Republik erschütterten: Vor 33 Jahren, zu Ostern 1968, belagerten aufgebrachte Studenten die Zentrale des Springer Verlags in der West-Berliner Kochstraße. Sie stürzten Lastwagen um, warfen Molotowcocktails und stürmten schließlich das Foyer des Hauses. Weiterlesen


Hetzer, Fälscher, Meinungsmacher

Die Anti-Springer-Kampagne: Wie SED und MfS die West-Berliner Studentenbewegung manipulierten. Eine Analyse in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

22.03.2001. Es waren Szenen, die die Republik erschütterten: Vor 33 Jahren, zu Ostern 1968, belagerten aufgebrachte Studenten die Zentrale des Springer Verlags in der West-Berliner Kochstraße. Sie stürzten Lastwagen um, warfen Molotowcocktails und stürmten schließlich das Foyer des Hauses. Weiterlesen